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Symbolbild Schweinfurt
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Rückblick auf 33 Jahre AKW

Abschaltung des Atommeilers

Vor 33 Jahren ging das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld (AKW) ans Netz. Am 27. Juni 2015 steht dem Atommeiler nun die Abschaltung bevor. Die wichtigsten Ereignisse und Meilensteine von Baubeginn bis hin zu einem Brand im AKW und zur endgültigen Abschaltung haben wir Euch in einem Rückblick zusammengefasst.

Wie alles begann

Nachdem sich die Gemeinde Gerolzhofen als Standort für das AKW beworben hatte und wegen eines fehlenden Flusses abgelehnt wurde, begann man mit den Planungen für den Standort Grafenrheinfeld. 1969 stimmte der Gemeinderat Grafenrheinfeld gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Adalbert Volk dem Bau des AKW zu. 1974 wurde mit dem Bau des AKW durch die Bayernwerk AG begonnen, die im Sommer 2000 mit einer Tochter der E.ON AG fusionierte – dem jetzigem Betreiber des AKW. 

Gegner des AKW 

Der Bau des AKW hatte von Beginn an Atom-Gegner. 1972 wurde eine Bürgeraktion gegründet, die von Anfang an gegen die Anlage kämpfte. Auch die Stadt Schweinfurt sowie einige benachbarte Gemeinden lehnten unter anderem aus Sorge um die umliegenden Naturschutzgebiete den Bau des AKW ab.

Atomrechtliche Genehmigung

Nachdem 1972 der Kreistag für den Bau stimmte und die Bayernwerk AG 1973 einen offiziellen Antrag auf Errichtung des AKW stellte, wurde am 21. Juni 1974 die atomrechtliche Genehmigung erteilt. Auf eine darauf folgende Klage der Stadt mussten die Arbeiten auf der Baustelle kurzzeitig eingestellt werden. Weitgehend friedliche Proteste gab es auch während der Wiederaufnahme des Baus weiterhin, änderte jedoch nichts an der Rechtmäßigkeit der Baugenehmigung.

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Busfahrten zur Baustelle

Im Herbst 1975 hatten rund 10.000 Besucher die Großbaustelle des AKW besucht. Die Bayernwerk AG organisierte für die interessierte Bevölkerung bis zu vier Busfahrten täglich.

Halbzeit

Innerhalb von rund einem Jahr standen die 36 V-förmigen Stützen für die Kühltürme sowie der untere Teil der Stahlkugel, in der später der Reaktordruckbehälter eingebaut wurde. Auf seine endgültige Höhe von 143 Metern zog man einen der beiden Kühltürme bereits im Oktober 1976. Rund 850 Personen waren zu diesem Zeitpunkt auf der Baustelle beschäftigt.

Klagen abgewiesen

Die Klagen dreier Privatpersonen sowie der Stadt Schweinfurt und Gemeinde Bergrheinfeld wurden abgewiesen. 500 Millionen Deutsche Mark waren zu der Zeit bereits verbaut als vor dem verwaltungsgericht Würzburg ein Prozess wegen des Kernkraftwerks stattfand.

12-Stunden-Schichten

1979/80 sollte das AKW ans Netz gingen. Unter Zeitdruck und bei teilweise bis zu 12-Stunden-Schichten wurde geackert. Die Roharbeiten waren im August 1977 weitgehend abgeschlossen und auch der zweite Kühlturm stand schon fast. Insgesamt waren mittlerweile rund 1200 Personen an der Baustelle beschäftigt. Unter strenger Aufsicht durch zahlreichen Sicherheitsprüfungen sowie der TÜV Bayern wurden der 520 Tonnen schwere und 12,8 Meter lange Reaktorbehälter angeliefert und 1978 in das Gebäude eingepasst. An einem Kraftwerkssimulator in Essen trainierte zu dieser Zeit bereits das zukünftige Betriebspersonal.

Startschuss des AKW

Nach insgesamt sieben Jahren Bauzeit und zwei Wärmeprobebetrieben ohne nukleare Kettenreaktionen, die allesamt erfolgreich verliefen, wurde am 9. Dezember 1981 um 21.11 Uhr im Reaktor des Kernkraftwerkes in Gang gesetzt.

222 Zwischenfälle

Insgesamt gab es seit der Inbetriebnahme 222 Zwischenfälle, die allerdings fast alle unterhalb der niedrigsten Stufe der siebenstufigen Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) lagen.

„Die Wolke“

1987 veröffentlichte die Autorin Gudrun Pausewang „Die Wolke“ – ein Jugendroman, in dem anhand eines fiktiven Atomunfalls am Reaktor Grafenrheinfeld geschildert wird, wie sich ein, der Tschernobyl-Katastrophe gleichender GAU in Deutschland auswirken würde. Das Buch wurde in vielen Schulen zur Pflichtlektüre und wurde 2006 verfilmt.

Brand im AKW

Ein Vorfall vom 26. Juni 2000 wurde in die INES-Stufe 1 eingeordnet. Grund dafür waren fünf von acht mängelhaften Steuerventilen, die bei der jährlichen Revision festgestellt wurden. Schuld waren Verunreinigungen und Einwirkungen von Luftfeuchtigkeit bei der Herstellung der Buchsen. Am 5. Juli – noch im selben Jahr – kam es zu einem Brand, wodurch ein Motor einer Hauptkühlmittelpumpe beschädigt wurde

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Tornado-Absturz

Nur wenige Kilometer entfernt vom AKW stürzte 1984 ein Tornado Kampfflugzeug der britischen Luftwaffe ab. Einige Jahre später fanden erneut Luftkampfübungen mit mindestens vier US-Kampfflugzeuge vom Typ Fairchild-Republic A-10 über dem Kraftwerk statt.

US-Kampfflugzeuge in Reaktornähe

Der Bürgermeister und die benachbarten Gemeinden wanden sich daraufhin in einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel, um ein sofortiges Einstellen der Übungen und eine Erweiterung des Sperradius von 1,5 auf 40 Kilometer zu erreichen, was jedoch zunächst ohne Erfolg blieb. Denn im selben Monat fanden mehrfach Flugübungen des US-Militärs in der Nähe der Reaktors statt.

Proteste und Demos

Während des Baus und des Betriebs des Kraftwerkes fanden unzählige Protestaktionen und Demonstrationen statt. 2001 zogen rund 250 Demonstranten durch die Fußgängerzone der Schweinfurter Innenstadt und auch 2003 kam es zu einer größeren Protestaktion mit rund 1000 Teilnehmern. Insgesamt verliefen diese weitgehend friedlich mit jeweils nur einem geringen Einsatz der Polizei.

Atomausstieg

Den langfristigen Ausstieg aus der Atomenergienutzung setzte am 26. April 2002 die rot-grüne Bundesregierung durch. Das bedeutete nicht nur, dass keine neuen Kernkraftwerke mehr gebaut werden dürfen, sondern auch die Stillegung aller bereits bestehenden Kraftwerke nach einer Regellaufzeit von 32 Jahren. Mit einer Mehrheit der Unionsparteien CDU/CDSU und FDP entschied sich der Bundestag allerdings am 28. Oktober 2010 für eine Laufzeitverlängerung deutscher Kraftwerke – somit erhielt das AKW Grafenrheinfeld die Genehmigung 14 Jahre länger zu laufen.

Früher vom Netz

Am 28. März 2014 verkündete der Betreiber E.ON, das AKW bereits im Frühjahr 2015 vom Netz zu nehmen. Nach zweimaligem Verschieben des Abschalttermins vom 31. Mai auf den 20. Juni bestätigte der Betreiber vor einigen Wochen die offizielle Abschaltung in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni.

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