Ein Gastbeitrag von Norbert Sandmann.
Heute will mein Boss mit mir auswärts Essen gehe, uhi das wird ein Spaß. Endlich wieder in die Stadt und die Luft der Freiheit spüren. Mein Chef hat Appetit auf griechische Küche, na dann wollen wir mal sehen wo es Gyros und Co. gibt. Ähh da fällt mir wieder ein, gibt es in der Stadt überhaupt einen Griechen bei dem wir beide rein kommen, so ganz ohne Stufen und Absätze? Gibt es dort eine Toilette für uns beide, eine für Rollstuhlfahrer? Wird schwierig werden!
Barrierefreier Grieche
Mein Chef fragt eine nette Frau, sie ist auch noch hübsch, die gerade vorbei schlendert und uns beiden nett zu lächelt, ob sie uns einen guten Griechen empfehlen kann. Hilfsbereit gibt sie Auskunft, da vorne 2. Straße links und dann die Dritte rechts, da sei ihr Lieblingsgrieche. Auf die Frage, ob wir beide dort rein kommen, kurzes Nachdenken, tut mir leid, dass kann ich ihnen leider nicht sagen, da achte ich als Gehende nicht drauf, sorry. Wir entschließen uns, es zu probieren, also auf.
Barriere Kopfsteinpflaster
Die ersten 100 Meter sind flott per Muskelkraft zurück gelegt, doch was ist das, ohje Kopfsteinpflaster… jetzt geht das Geholpere schon wieder los, au meine rechte Lenkrolle, pass doch mal auf du mein Mensch, jetzt höre ich stöhnen und schimpfen, wo kommt das her, ich bin es nicht. Ach so, das ist ja mein Mensch, Pflasterterror, stimmt ja für ihn ist das Pflaster auch eine Qual. Mensch du Bürgermeister bau doch mal vernünftige Wege und Straßen, die nützen doch allen, uns Rollstuhlfahrern, den Senioren mit Rollator, den Radfahrern und sogar den Damen mit ihren high heels! Die nächste Erschütterung ich halte es fast nicht mehr aus, hoffentlich halten meine Räder. Meinem Menschen scheint es auch nicht besser zu gehen. Hoffentlich haben wir beide es bald geschafft.
Über die Straße
Aber nein was ist das schon wieder, keine Bordsteinabsenkung. „Wir wollen über die Straße!!!!“ Buhh, jetzt noch eine Möglichkeit finden die Fahrbahn zu überqueren. Da, ja hier könnte es gehen. So jetzt vorsichtig den Bordstein runter, meinem Menschen tut das immer wieder weh, der Ärmste. Tut tut, ein Auto hupt, das war jetzt aber knapp. Nun rüber über die Fahrbahn bevor noch mehr rasende Autos kommen und uns noch umfahren, wir sind ja nicht größer als ein Zweitklässler. Oh man, wo sollen wir jetzt auf den gegenüberliegenden Gehsteig kommen? Wieder nicht an uns gedacht! Also weiter auf der Fahrbahn, spielen wir halt mal wieder Verkehrsberuhigung. Endlich der Grieche ist in Sicht, aber was ist das? Oh nein den Weg hätten wir beide uns sparen können. Zwei Stufen so ein Mist, wird wohl noch eine Weile dauern mit dem Essen.
Nächstes Restaurant
So nun den ganzen beschwerlichen Weg wieder zurück, wie ich das hasse. Mit dem Griechen wird’s wohl heute nichts. Mein Meister sagt, er hat nur noch Hunger er will jetzt essen und durstig hat ihn die Fahrt auch gemacht, der Ärmste. Also machen wir uns auf den Weg zurück dort vorne ist ein Italiener, wir müssen halt flexibler sein als Andere, da kommen wir auch rein, juhu.
Behindertentoilette
So nach dem durch schütteln muss mein Mensch dringend auf Toilette, also rein in das Lokal, den Wirt gefragt, wo die Behindertentoilette ist, der schaut uns beide fragend an, er schaut als wäre ihm das peinlich. Eine Toilette für Rollstuhlfahrer haben wir leider nicht. Wieder raus, da drüben im Rathaus soll es eine geben, die Blase drückt, nichts wie hin. Endlich wir sind dort, Tür auf und rein. Ohh was ist jetzt schon wieder, mein Boss schimpft, „Sind die zu blöd eine Toilette zu bauen? Wie soll ich da ohne Bewegungsflächen, vom Rollstuhl auf die Schüssel übersetzen?“ Ich merke schon, es wird wieder einmal eine Quälerei!
Ich glaube meinem Mensch langt es für heute, kein Essen, nur noch nach Hause. Der Frust ist wiedermal sehr groß.
Anmerkung der Redaktion
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