Wer aufmerksam durch Schweinfurt läuft, entdeckt vielleicht an der ein oder anderen Ecke eine witzig aussehende kleine Frucht – an der Hauswand oder auf einem Schaufenster. Eine Banane, die offenbar von einem Virus befallen ist – doch die Impfspritze steckt bereits in ihr. Was hat es wohl mit diesem bunten Bildchen auf sich? Hinter der „Impfbanane“ steckt tatsächlich ein in Süddeutschland einzigartiges Street-Art-Projekt von einem Kölner Künstler.
„Bananensprayer“ und „Impfbanane“
Die Museen und Kunstvereine haben coronabedingt geschlossen? Kein Problem für Künstler Thomas Baumgärtel, der sich nach eigener Aussage dadurch wieder mehr den Orten in der Öffentlichkeit zuwendet, wo Kunst immer bestaunt werden kann. Der Kölner „Bananensprayer“ hat sein Markenzeichen nun weiterentwickelt: Die nach Baumgärtel „zutiefst deutsche Frucht“, die in seiner Kunst zwischen Freiheitszeichen der Wendezeit und zynischem politischen Statement zur „Bananenrepublik“ changiert, ist an Covid-19 erkrankt. Und nur die Impfspritze, die in ihr steckt, bringt sie von oben her langsam wieder zurück zur normalen Gestalt.

Prof. Dr. Detlef Meyer vom Leopoldina-Krankenhaus unterstützt Thomas Baumgärtel bei der Anbringung der Impfbanane.
Foto: Iris Muffert-König / Kunstverein Schweinfurt e.V.
Symbol für Impfbereitschaft
Zunächst klebte und sprühte Baumgärtel seine Impfbanane bei Street-Art-typischen Nachtaktionen im heimischen Rheinland. Inzwischen ist sie zum Projekt geworden, soll als Symbol die Impfbereitschaft stärken, Solidarität in der Krise zeigen und auch die Institutionen zur Pandemie-Bekämpfung wertschätzen, heißt es.
Erste Station: Leopoldina-Krankenhaus
Ihre erste Station in Süddeutschland machte die Impfbanane nun am 31. März am Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt. Chefarzt Prof. Dr. Detlef Meyer berichtete vor Ort von der Belastung der Belegschaft in Vorbereitungen auf die „dritte Welle“. Ein positives Zeichen, wie das der Schweinfurter Street-Art-Aktion war da willkommen! Allzu treffend ist schließlich auch die Namensverwandtschaft zur Leopoldina als Nationale Akademie der Wissenschaften, die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft in Deutschland, die während der Pandemiebekämpfung rege gefragt ist.
Mehrere Impfbananen in Schweinfurt
In die Innenstadt Schweinfurts trug die Impfbanane die Stadt-Apotheke am Rathaus, die gleichzeitig Corona-Tests im Herzen der Stadt anbietet. Für die Mainbogenpraxis in Sennfeld kam der Termin allzu passend: Denn am Tag der Sprayaktion fanden dort die ersten Impfungen der Hausärzte statt. Weiter ist die Impfbanane noch an der Hochfeld-Apotheke zu bewundern, wo sie von deren Leiter Stefan Bauer und seinem Team begeistert aufgenommen wurde! Es beteiligte sich noch die Dermatologische Praxis von Dr. Lars Hofmann, wo Pop-Art an den Wänden nichts Neues ist, und die Nuklearmedizinische Praxis von Dr. Stefan Muffert.
„Impfkunst“ weitertragen
Nun gilt es, die „Impfkunst“ weiterzutragen! Weitere Medizininstitutionen wurden bereits auf das Projekt aufmerksam, die sich nun auch Beteiligen wollen, berichtet die Stadt in einer Presseinformation. Damit stehe einer Verbreitung der „Impfbanane“ von Schweinfurt aus im Landkreis und weiter in Süddeutschland nichts mehr im Weg!
Die Aktion in Schweinfurt wurde vom Kunstverein Schweinfurt e.V. in Kooperation mit der Kunsthalle Schweinfurt unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Stadt Schweinfurt Sebastian Remelé initiiert.
Mitmachen erwünscht!
Mit der eigenen „Impfbanane“ für die gemeinsame Sache einstehen! Mit Stickern für die Praxisscheibe oder Buttons für sich und Freunde kann jeder Teil der sozialen, partizipativen Kunstaktion werden! Sticker und Buttons können über den Kunstverein Schweinfurt e.V. und, sofern geöffnet, an der Kasse der Kunsthalle Schweinfurt erhalten werden. Für einen kleinen Kostenbeitrag ist der Verein dankbar. Weitere Sprühaktionen sind in Planung.
Anmerkung der Redaktion:
Da es unter dem Facebook-Posting vermehrt Kommentare zur Kostenfrage gab, hat die Redaktion bei der Kunsthalle Schweinfurt nachgefragt. Als Antwort erhielten wir folgendes Statement: „Es war und ist ein gemeinsames Projekt. Dreh- und Angelpunkt war der Kunstverein Schweinfurt e.V., der selbst für Baumgärtels Fahrtkosten etc. aufgekommen ist. Wir als Kunsthalle standen dem Verein, der uns sehr nahe steht und uns fördert, kooperierend und unterstützend bei (hinsichtlich Organisation, Kontakte, Pressearbeit, etc.). Die Schirmherrschaft hat Herr OB Remelé übernommen, um ein positives Signal zu setzen. Darüber freuten wir Initiatoren uns. Geld spielte hier, außer geringfügiger Marketingkosten im wirklich niedrigen dreistelligen Bereich, überhaupt keine Rolle.“