Vom unterfränkischen „Stephan King“ hatten wir bereits in der Vergangenheit berichtet: Anfang des Jahres erzählte uns Spieleentwickler und Autor Stefan König von seinem Debütroman „Roten Burg“ und seiner Fortsetzung. Nun ist es so weit: „Roten Burg 2“ ist nun erhältlich, dabei spielt der Roman im beschaulichen Würzburg und in Werneck. Der Schriftsteller aus Mühlhausen im Interview darüber, wie der zweite Teil seiner Krimireihe entstanden ist und worauf sich die Leser freuen besonders können.
Inspiriert vom Kriminalmuseum
Schweinfurt City: Nun hast Du Deinen neuen Roman veröffentlicht – herzlichen Glückwunsch hierzu! Wie fühlt es sich an, die Fortsetzung von „Roten Burg“ in den Händen zu halten?
Stefan: Vielen Dank. Es ist ein tolles Gefühl, wieder eine der Ideen aus dem Kopf verwirklicht zu haben.
Schweinfurt City: Worum geht es im Roman?
Stefan: Der Hauptdarsteller Armin Weis wurde nach seinem letzten Fall als Kommissar suspendiert und nimmt sich eine Auszeit. Er begibt sich auf Ahnenforschung nach Werneck und erkundet dabei die Mainfränkische Geschichte. Als im Würzburger Käppele eine Frau zerstückelt gefunden wird, geht die Würzburger Polizei von einem Ritualmord aus und zieht die Profilerin Karin Wolski dazu. Diese bittet Armin Weis um Hilfe, denn beide erkennen, dass es ein deutlich komplexer Fall ist und der Täter ein Serienmörder, der Mainfranken in Angst und Schrecken versetzt.
Schweinfurt City: Handlungsort ist diesmal Würzburg – auf welche interessanten Fakten zur Geschichte der Stadt dürfen sich die Leser z.B. freuen?
Stefan: Die Leser dürfen sich über sehr viele Fakten freuen: historisch, geschichtlich und gesellschaftlich. Im Buch werden viele Themen behandelt, zu denen sich die wenigsten Menschen Fragen stellen, die aber dann doch die Leser faszinieren. Einige Beispiele: Ist den meisten Menschen überhaupt bewusst, dass sie bereits bei einem Exorzismus teilgenommen haben oder dieser bei ihnen durchgeführt wurde? Warum war Schweinfurt im 2. Weltkrieg die kriegswichtigste und best geschützte Stadt Deutschlands? Warum hat Würzburg so viele Kirchen und welchen Zweck dienten sie früher? Was hat Werneck mit König Ludwig II. zu tun? Wie viele Tausende Menschen werden in der Psychiatrie behandelt und wie haben sich zu früher die Zustände geändert?
Aber auch die Sehenswürdigkeiten von Würzburg und Umgebung habe ich versucht bestmöglich einzubinden. Die „Roten Burg“-Bücher sollen ein Reiseführer mit vielen Fakten und Themen sein, eingebettet in einer spannenden Krimigeschichte.
Schweinfurt City: Was hat Dich zur Handlung inspiriert?
Stefan: Die „Roten Burg“-Krimiserie war nie als Reihe geplant. Ich war das erste Mal mit 9 Jahren im Kriminalmuseum von Rothenburg ob der Tauber und war geschockt, aber auch interessiert, wie brutal früher die Rechtslage war, z.B. Folter und Hexenverfolgung. Die Idee zu Teil 1 war: wie reagiert die Gesellschaft, wenn heutzutage verschiedene Personen durch mittelalterliche Methoden hingerichtet werden. Es sollte kein einfacher Krimi sein, sondern sich auch kritisch mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzen, plus das schöne Rothenburg als Hintergrundkulisse.
Und dann war für mich das Thema „Roten Burg“ erst einmal beendet. Da viele Leser sehr positiv auf das Buch reagieren und manch einer „ungewöhnliche“ Ideen vorschlugen (z.B. ein Krimi in Werneck), vermischte sich wieder die ein oder andere Idee mit meinem Hintergrundwissen.
„Buchreihe nie geplant“
Schweinfurt City: Eigentlich bist Du ja Spieleentwickler. Könntest Du Dir auch vorstellen, der Spielewelt den Rücken zuzukehren und rein als Autor zu arbeiten?
Stefan: Spieleentwickler (15 Spiele) und Autor (3 Bücher) sind aktuell Nebenbeschäftigungen. Ich hatte BWL an der FH Würzburg-Schweinfurt studiert und bin in den elterlichen Betrieb „Sport König Werneck“ gegangen, um verschiedene Bereiche aufzubauen wie z.B. ein Onlinehandel. Die Arbeit als Autor macht mir derzeit sehr viel Spaß, sodass ich aktuell hier auch den Schwerpunkt meiner kreativen Tätigkeit lege.
Schweinfurt City: Was macht Dir an der Tätigkeit als Autor besonders viel Spaß?
Stefan: Es ist für mich zwar immer noch eine Nebentätigkeit, aber eine gute Verbindung zu meinen Hobbys, da ich geschichtlich sehr interessiert bin und vieles im Kopf schon seit Jahren abspeichere. Dass daraus mal eine Buchreihe werden würde, war nie geplant.
Schweinfurt City: Bist Du das Schreiben beim zweiten Roman anders angegangen als beim ersten?
Stefan: Ich hatte die Geschichte von Teil 1 offen gehalten, um den Leser weiter zum Grübeln zu bringen. Manche Leser hatten dann wirklich so weit nachgedacht, dass diese mit kuriosen Vorschlägen zu mir kamen. Und viele meinten auch, dass es wirklich sehr gut ist und sie sich schon auf den zweiten Teil freuen – es war aber nie ein zweiter Teil geplant.
Nach einiger Zeit hatte ich mich dann doch entschlossen eine Fortsetzung zu schreiben und sammelte all meine Ideen und Vorschläge zusammen. Aus diesem Sammelsurium entwickelte sich allmählich die Story. Einige Eckpunkte standen bereits fest. Die wichtigste Szene war für mich: Was würde passieren, wenn mitten in Würzburg wieder ein Scheiterhaufen brennt … wie würden die Menschen reagieren.

Das Cover zur Roten Burg-Fortsetzung. Foto: Stefan König
Schweinfurt City: Welche Unterschiede gibt es – abgesehen vom Inhalt – zum ersten Roman?
Stefan: Teil 1 spielte in Rothenburg, der Kommissar hatte selbst einige eigene Probleme und ermittelte in aussichtsloser Situation. Teil 2 setzt sich in Würzburg und Umgebung fort, aber der Hauptdarsteller ist deutlich gestärkter und schafft es sich von seinen persönlichen Problemen zu befreien.
Die Story in Würzburg ist eine eigenständige, weshalb die Leser auch nicht den 1. Teil kennen müssen. Aber es läuft im Hintergrund eine zweite Geschichte dazu.
Schweinfurt City: Hand aufs Herz: ist es schwer, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen?
Stefan: Ein komplettes Spiel mit Grafik, Spielsystem und Spielanleitung zu entwickeln ist schwieriger. Aber ein komplexes Buch zu schreiben, ist auch kein Zuckerschlecken. Kurioserweise ist es aber für mich „entspannend“, ich kann meine Ideen auf Papier bringen und habe nun auch meinen Schreibstil gefunden.
Im BWL Studium war es häufig die Aufgabe Projekte umzusetzen und viele Facharbeiten zu schreiben. Dies hilft mir heute enorm. Obwohl ich in meinen früheren Jahren nie ein guter Schüler war, hatte ich dann doch den Ehrgeiz gehabt, die Projekte zu verwirklichen. Meine Ferien hatte ich meist auch in den Schweinfurter Industriebetrieben verbracht und als Schichtarbeiter etwas dazu verdient.
Hier ist es nun ähnlich: Vor meinem eigentlichen Arbeitsbeginn im Sportgeschäft, sitze ich häufig schon früh am Pc und formuliere Ideen und Absätze, ebenso dann wieder nach Feierabend. Zum Glück habe ich viele Unterstützer, die mal Testlesen/-spielen, korrigieren oder mir Auskunft geben. Ohne diese würde es sowieso nicht gehen. Und auf diesem Wege wieder ein herzliches Dankeschön! Aktuell veröffentliche ich noch als Selbstpublisher, wenn jedoch mal ein Verlag die Bücher übernehmen möchte, wäre ich hier nicht abgeneigt.
Eine Steigerung zum ersten Teil
Schweinfurt City: Wie sind die Reaktionen auf den neuen Roman?
Stefan: Die meisten, die den ersten Teil gelesen haben, fanden ihn sehr gut. Diejenigen, die den zweiten Teil ebenfalls gelesen haben, meinten, dass es sogar eine Steigerung ist. Das sehe ich auch so. Wie das Buch entwickle ich natürlich den Erzählstil und Geschichte weiter.
Schweinfurt City: Wird es eine Fortsetzung geben und wo siehst Du Dich in der Zukunft?
Stefan: Wie gesagt war eigentlich nur ein Buch angedacht. Als mir dann doch viele Leser eine positive Rückmeldung gaben und die Verkaufszahlen auch sehr gut waren, hatte ich mit Teil 2 begonnen und es entwickelt sich seitdem eine Eigendynamik, dass mir im Kopf schon viele Ideen aufgesprungen sind.
Gedanklich bin ich bereits bei Teil 5 – aber natürlich eins nach dem anderen! Für Teil 3 recherchiere ich aktuell und notiere die vorläufigen Ideen. „Roten Burg“ soll dann in verschiedenen Städten spielen, bei denen immer viele historische Fakten präsentiert werden und die Morde einen tatsächlichen Hintergrund haben.
Ein amüsanter Aspekt ist, dass ich wirklich komplett wie der bekannte US-Autor Stephen Edwin King heiße. Deshalb hatte ich auch dadurch inspiriert mit den Krimis begonnen. Nun hatte ich vor einige Wochen einen Anruf, ob ich mir vorstellen könnte auch ein Kinderbuch zu schreiben. Ich war gerade bei der Ausarbeitung eines blutigen Kapitels und musste in meiner Mittagspause sofort umschwenken, um eine kurze Zusammenfassung meiner Kinderbuch-Vorstellung zu tippen. So kam ich nun zu dem Projekt „Der Spessarträuber und seine Kinder“, dass wir, die Musikgruppe „Der Spessarträuber“ und ich, als Hörspiel und Bilderbuch vorbereiten. Ebenfalls gibt es Planungen für ein Hörbuch von „Roten Burg“.
Zudem wird nun in nächster Zeit mein Brettspiel „Meister der Mühlen“ als kostenloses Handygame weltweit verfügbar sein.
Und in der Schublade liegen noch einige Spieleprototypen und verschiedene Buchideen. Für die Bücher sind schon einige Lesungen geplant, die ich aber nicht wie klassische Lesungen, sondern mehr mit Fotos, Musik und Diskussionen gestalten möchte. Langweilig wird es somit nicht …