Warum sitzen nur Männer in der Villa Rosa ein? Ist ein Knödel-Essen der Ursprung für den anhaltenden Welterfolg der Schweinfurter Kugellager-Industrie? War der Blaue Klaus Professor, Multimillionär oder doch sehr arm? Diese und weitere kuriose und geheimnisvolle Fragen beantwortet Buchautor Nils Brennecke in seinem neuesten Werk über seine Wahlheimat Schweinfurt. Wie er als „Neigschmeckter“ auf die Idee zu diesem Buch kam und woher die „Gschichtli“ stammen, hat er im Interview beantwortet.
Premiere für „Es Schörschle vo der Hadergass“
Schweinfurt City (SwC): Stell Dich doch kurz vor: Wer bist Du? Was machst Du? Was verbindet Dich mit Schweinfurt?
Nils Brennecke: Hallo, ich bin Nils Brennecke und in der Medienlandschaft in Unterfranken seit 25 Jahren unterwegs: Moderator bei Radio Gong in Würzburg, Redaktionsleiter bei Prima Sonntag in Würzburg, Autor für diverse Medien in der Region, Herausgeber der Pop-Art-Cityposter „The New Schweinfurter“ und „The New Würzburger“ und seit sieben Jahren Betreiber und Eigentümer des Deutschen Bunkermuseums in Schweinfurt.
Ach ja: Knapp 20 Jahre habe ich parallel noch ein mittelständisches Marketingunternehmen mit über 20 Mitarbeitern als Geschäftsführender Gesellschafter geführt. Nach dem Verkauf habe ich dann versucht zu privatisieren, was voll in die Hose ging. Seither leite ich bei Flyeralarm in Würzburg den Bereich Corporate Publishing. Dort entwickle ich mit meinem Team für große und für kleine Unternehmen Kundenmagazine. Und ich bin ein bissel im Immobilienbereich unterwegs.
Der Liebe wegen bin ich nach Schweinfurt gekommen – Klassiker.
SwC: Du hast ein Buch geschrieben: Um was geht es im Buch und wie bist Du auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben? Ist es Dein erstes Buch?
Nils Brennecke: Mein neues und zwölftes Buch „Schweinfurt, die schönsten Geschichten der Stadt – kurios, prominent, geheimnisvoll“ kommt auf 212 Seiten mit wirklich vielen verblüffenden Geschichten aus und um Schweinfurt daher. Kurioses und auch Geheimnisvolles habe ich recherchiert und auch einiges an Prominenz in dem Buch versammelt. Es kommt der Blaue Klaus darin vor, der vor allem den älteren Schweinfurtern was sagt. Und ich kläre die Frage, ob einst ein Knödel-Essen der Ursprung für den anhaltenden Welterfolg der Schweinfurter Kugellager-Industrie ist. Harry Gelbfarb war der erste Deutsche, der hierzulande ein Fitnesscenter eröffnet und somit die Fitnessbewegung in Gang gesetzt hat – in Schweinfurt! Wahnsinn! Erstmals in einem Buch habe ich den Schweinfurter Schlachtschüssel-Hit „Es Schörschle vo der Hadergass“ veröffentlicht. Na ja und allerhand Schweinfurter Schimpfwörter dürfen, so wie auch wirklich schöne Sagen, nicht fehlen.

„Schweinfurt, die schönsten Geschichten der Stadt – kurios, prominent, geheimnisvoll“ – das neue Buch von Nils Brennecke. Fotos: Nils Brennecke
Im ersten Lockdown, als alle schlecht drauf waren und ich ans Homeoffice gefesselt war, habe ich mir gedacht: Mensch, bei uns ist es doch so schön, es gibt so viele Gründe, nach Schweinfurt zu kommen – das musst Du allen mitteilen, die Du kennst. Na ja, dann habe ich eben daraus ein Buch gemacht. Ich kenne halt so viele, lach.
SwC: Woher hast Du die Geschichten, die Du im Buch erzählst? Bzw. wer oder was war Deine Inspiration?
Nils Brennecke: Als „Neigschmeckter“ hast Du eine ganz andere Sicht auf die Stadt, in die Du kommst. Du fragst Sachen, die sich für die Einheimischen entweder noch nie gestellt haben oder längst in Vergessenheit geraten sind. Durch mein Engagement mit dem Deutschen Bunkermuseum in der Ernst-Sachs-Straße konnte ich die letzten Jahre viel Stadtgeschichte aufsaugen. Mein Netzwerk ist groß und ich kenne viele, die mir jeden Tag auch so einiges dummes Zeug erzählen. Wunderbar.
SwC: Gibt es eine ganz persönliche Lieblingsgeschichte?
Nils Brennecke: Es sind ja knapp hundert Geschichten geworden. Irgendwie sind alle klasse. Ich habe sie so geschrieben, dass man ein bissel was zum Schmunzeln hat. Locker, nicht bierernst. Es ist um Himmels Willen kein Stadtgeschichte-Buch. Es ist Infotainment mit Zügen des Boulevards. Ganz amüsant war meine Recherche zum Beitrag über Schweinfurt als Puff-City.
Viel Neues auch für Schweinfurter
SwC: Können selbst eingefleischte Schweinfurter noch Neues in Deinem Buch entdecken?
Nils Brennecke: Das höre ich seit dem Erscheinen vor wenigen Wochen regelmäßig. Gerade die, die meinen, sie kennen ihr Schweinfurt am allerbesten, geben zu, dieses oder jenes noch nicht gehört zu haben. Das macht mich stolz!
SwC: Wie ist das bisherige Feedback Deiner Leser ausgefallen?
Nils Brennecke: Das Einzige, was bisher kritisiert wurde, ist, dass ich Schaeffler mit „ä“ anstatt mit „ae“ geschrieben habe. Sowas passiert. Das wird auch der Grund sein, weswegen sich der Schweinfurter Standort-Chef des Unternehmens nicht für das Buch bedankt hat, das ich ihm geschickt habe. Wenn der Lektor nicht von hier ist, dann fällt dem das auch nicht auf. Na ja, besser mit ä als mit ü. Lach…
Eigenen Verlag gegründet
SwC: Du hast das Buch in Eigenregie veröffentlicht und dafür extra einen Verlag gegründet. Wie kam es dazu?
Nils Brennecke: Ich hatte die Buch-Idee einem Verlag in Köln angeboten. Die haben an meinen Ideen aber so viel herumgemäkelt und zum Beispiel gemeint, dass die „Schweinfurter Rhön“ zu bekannt und somit keine Geschichte wert sei. Dabei haben die das mit der allseits bekannten Rhön verwechselt. Dass es um das Schweinfurter Oberland geht, haben die nicht kapiert. Und Gunter Sachs fanden sie völlig daneben. Hey, das ist der erste Playboy Deutschlands. Seine Familie hat Schweinfurt geprägt, wie kaum eine andere. Da war für mich klar: Ich muss das selbst in die Hand nehmen. Also habe ich einen Verlag gegründet und für coole Fotos extra den Drohnenführerschein gemacht. Das finanzielle Risiko konnte ich dankenswerterweise durch das Engagement hiesiger Unternehmen, inklusive meines Arbeitgebers, – trotz Corona – im Rahmen halten. Tja, jetzt habe ich nen Verlag an der Backe.
SwC: Werden weitere Bücher folgen?
Nils Brennecke: Das ist ja schon mein 12. Buch. Nach jedem Buch habe ich gesagt: Ich mache mir nie wieder so viel Arbeit. Es ist daher nicht auszuschließen, dass ich zum 13. Mal meinen Schwur breche.
SwC: Wo bekommt man das Buch zu kaufen?
Nils Brennecke: Jede Schweinfurter Buchhandlung hat es, sowie der Marktkauf und der Rewe am Heckenweg. Auch die Tourist-Info und Pictura im Museum Georg Schäfer. Außerdem kann es jede Buchhandlung in Deutschland bei mir bestellen.