Vor 30 Jahren fand in Schweinfurt das erste Honky Tonk Festival statt. Die Idee einer Partynacht, bei der man für einen einmaligen Eintritt von Kneipe zu Kneipe wandern und Livemusik erleben kann, war revolutionär und wurde immer beliebter. Doch wie sieht es mit der Zukunft der Geburtsstätte des Honky Tonk aus? Eine Neuigkeit aus Würzburg lässt nichts Gutes erahnen. Wir haben beim Erfinder Ralf Hofmann nachgefragt.
Rückzieher beim Honky Tonk in Würzburg
Die Meldung dürfte für viele ein Paukenschlag gewesen sein: Erst im vergangenen Jahr feierte das Honky Tonk in Würzburg das Comeback nach der Corona Pandemie. Und nun fällt es abermals aus. Obwohl es für Würzburg bereits einen Termin gab, machten die Veranstalter aus schwerwiegenden Gründen einen Rückzieher.
„Schon 2019 mussten wir viele Kompromisse eingehen“
Anders als in der Domstadt gab es in Schweinfurt seit 2019 keine Neuauflage des einst beliebten Musikfests. Ralf Hofmann sieht schwarz für ein baldiges neues Honky Tonk in Schweinfurt: „Schon 2019 mussten wir viele Kompromisse eingehen, bei sehr hohem Arbeitsaufwand und geringem Ertrag.“ Inzwischen sei das Festival in der Kugellagerstadt im gewohnten Umfang gar nicht mehr machbar.
„Man muss auch akzeptieren, wenn die Zeit für etwas irgendwann vorbei ist.“ – Ralf Hofmann
Vielleicht eine Neuauflage in einem anderen Format?
Ganz begraben will der Geschäftsführer der Eventagentur L19 GmbH, der unter anderem das Stadtfest in Schweinfurt und das Wikingerspektakel in Schonungen organisiert, nicht. Doch für eine Neuauflage in Schweinfurt müsste schon viel passieren. „Irgendjemand, sprich Sponsoren oder die Kommune, müsste die Finanzierung übernehmen und es bräuchte viel mehr und bessere Kapazitäten in den Gastronomien“, erklärt der SPD-Stadtrat. Allerdings gesteht er sich ein: „Man muss auch akzeptieren, wenn die Zeit für etwas irgendwann vorbei ist.“ In Schweinfurt sei höchstens irgendwann einmal ein Honky Tonk mit einem neuen Konzept denkbar, nach dem Vorbild von Poppenhausen etwa, beim „Honky Tonk goes Dorf“ 2022.

Konzert auf dem Honky Tonk in Schweinfurt 2016. Foto: Silvia Gralla.
Bessere Rahmenbedingungen in anderen Städten
Doch bis dahin konzentrieren sich L19 und Ralf Hofmann auf andere Städte, in denen das Honky Tonk nach wie vor deutlich bessere Bedingungen vorfände, wie etwa in Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart). „In solch einer Kleinstadt ist alles im kleineren Rahmen mit weniger Gastronomien möglich. Für Schweinfurt müsste man da schon größere Geschütze auffahren, um es attraktiv zu machen“, sagt der Eventmanager.
Honky Tonk 2024 erstmals in Bad Neustadt
Außerdem findet 2024 zum ersten Mal ein Honky Tonk in Bad Neustadt an der Saale statt. Mitte März sei die Premiere in Rhön-Grabfeld geplant. „Dort ist das sehr gut möglich, da wir in Neustadt sehr gute Unterstützung seitens der Kommune bekommen und im Verhältnis eine gute Gastronomiestruktur vorhanden ist“, erklärt Hofmann. Wer also die guten alten Honky Tonk Nächte vermisst, findet in der Region Main-Rhön eine neue Anlaufstelle.
Honky Tonk Festival: Seit 1993 Exportschlager aus Schweinfurt
Das Wort „Honky Tonk“ stammt übrigens aus den Südstaaten der USA, wo es für Lokale steht, die geprägt sind von Trinkfreudigkeit und handgemachter Livemusik. Solche Bars waren Mitte des 20. Jahrhunderts beliebte Treffpunkte der afroamerikanischen Bevölkerung, in denen vor allem zu Blues getanzt und mitgesungen wurde. Das historische Vorbild inspirierte Ralf Hofmann 1993 für ein subkulturelles Kneipenfest in Schweinfurt. Schnell entwickelte sich das Musikfestival zum Exportschlager und Hofmann ließ die Bezeichnung namensrechtlich schützen.